Lohnt es sich in der Führung über Generation Y nachzudenken?
Der Stereotyp der „Generation Y“ (geboren zwischen 1981 und 1997) erfreut sich ungebremster Popularität – wenn ich der Amazon-Trefferliste Glauben schenken kann. Es gibt über 500.000 Publikationen zu diesem Thema:
- Gebrauchsanleitung für die Generation Y
- Wie die Generation Y unsere Welt verändert
- 30 min Generation Y
usw. usw.
Was in vielen dieser Bücher proklamiert wird, ist die Annahme, dass diese ca. 15 Millionen Menschen der Generation Y eine in sich homogene, im Vergleich zu anderen Generationen aber völlig andere Werthaltungen, Interessen und Motive haben.
Ergo: Diese Menschen wollen auch anders rekrutiert, motiviert und geführt werden. Logisch, oder;-)
Doch bevor wir gemeinsam eine Sammelbestellung bei Amazon starten, lassen Sie uns einmal etwas kritischer hinterfragen:
- Wer gehört eigentlich genau zur Generation Y? Und wer definiert dies?
- Sind die Unterschiede zu anderen Generationen wirklich so entscheidend?
- Und: Haben die Menschen dieser Generation Y wirklich eine so grosse Übereinstimmung in ihren Werthaltungen, dass dies für die Führung und Personalentwicklung von Relevanz ist.
- Kurzum: Ist es sinnvoll, sich im Rahmen von Führung intensiv mit der „Generation Y zu beschäftigen?
Im Sinne meines Mottos „Denken lehren – nicht Gedachtes“ schätze ich Menschen, wie Prof. Uwe Peter Kanning von der Hochschule Osnabrück, der zu dem Thema ein MERKwürdiges Video anbietet.
In seinem Artikel (s.u.) schreibt Uwe Peter Kanning in seinem Schlusssatz: „Die Bedeutung der Generation Y für die alltägliche Personalarbeit im Unternehmen tendiert jedoch gegen Null – ganz so wie bei jedem Stereotyp.“
Dem mag ich mich nicht anschliessen: Typologien können uns in ihrer holzschnittartigen Überzeichnung durchaus aufmerksamer machen – aufmerksam darauf, dass andere Menschen anders ticken, wie wir selbst.
Wir sollten jedoch immer bedenken, dass jede Typologie eine starke Vereinfachung der Realität ist – wie eine Landkarte zu einem bestimmten Gebiet. Eine Vereinfachung, die durchaus ihren Nutzen haben kann, solange sie das Gebiet hinreichend genau und korrekt darstellt und … solange wir nie vergessen, dass es nur eine Landkarte ist und nicht das Gebiet selbst.
Und so wünsche ich mir, dass wir Typologien als das sehen was sie sind – ein mehr oder weniger nützliches Konstrukt und (vielleicht erst dadurch) jeden Menschen in seiner individuellen Einzigartigkeit erkennen und führen.
Weitere Quellen:
Kanning, Uwe-Peter: Gibt es die Generation Y“? (Personalmagazin 11/16)