Ein Video zum dem Werte-Instrument profilingvalues

Auf meinen letzten Artikel über das Werte-Instrument „profilingvalues“ haben mich eine Menge Mails und Anrufe von Menschen erreicht, die sich für dieses recht einzigartige Instrument interessieren.

Was mich besonders freute, waren all die Fragen, die an mich darüber gestellt wurden.

Fragen wie:

  • Was genau misst das profilingvalues?
  • Wo kann man es einsetzen?
  • Was erfährt man genau über sich mit dem profilingvalues?

und vieles andere mehr.

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Unter anderem fragte mich ein Anrufer, ob es denn nicht möglich sei, das profilingvalues in einem kurzen Video etwas näher zu erläutern. Und da ich gerade ein paar Seminar-freie Tage hatte…. wohlan… hier mein erstes Video über das profilingvalues, in der Hoffnung, dass es die wichtigsten Fragen über dieses Wertemessinstrument beantwortet;-)

 

Ein Einführungsvideo in das profilingvalues


Mehr über das profilingvalues:

Meine erste Begegnung mit dem profilingvalues (Artikel)

Coaching mit dem profilingvalues (Info-Seite)

Autor: Hans-Jürgen Walter

Erste Begegnungen mit dem profilingvalues (1)

Auf den Punkt gebracht: 

In diesem (… und den folgenden) Artikeln möchte ich Euch von meinen persönlichen Erlebnissen mit einem faszinierenden Instrument namens „profilingvalues“ und dem dahinterliegenden Wertemodell berichten.

HINWEIS: Dieser Artikel ist eher für LeserInnen gedacht, die gerne hinter die Kulissen meiner Arbeit schauen und denen es Spaß macht, sich auch einmal mit eher abstrakten Themen auseinander zu setzen. Allen Pragmatikern unter Ihnen, die sich  für die Umsetzung in die Praxis interessieren möchte ich die folgende Seite empfehlen: Das profilingvalues

Werte … ein supraleitendes Thema?!

Mein Freund Stephan Magnus spricht hin und wieder von „supraleitenden Themen„, Themen also, die ohne grossen Widerstand unabhängig von Zeit und Raum viele Menschen immer wieder in ihren Bann ziehen.

Eines meiner supraleitenden Themen seit Jahren sind „Werte“.
Wohl einerseits, da Werte in der innerpsychischen Gemengenlage von Verhaltensweisen, Einstellungen, Überzeugungen, Motive und Glaubenssätze eine recht zentrale Rolle einzunehmen scheinen und gegenüber vielen anderen dieser Konstruktionen relativ stabil durch die Zeit sind.
Andererseits aber auch, da die Werte eines Menschens so vielfältigen Einfluss auf unseren Alltag haben: Wofür kann ich mich motivieren – wofür nicht? Zu wem fühle ich mich hingezogen – zu wem nicht? In welcher Unternehmenskultur fühle ich mich wirklich wohl?

Wenn ich mir die Bücher zu diesem Thema in meinem Schrank anschaue, dann kann man diese rund 2.500 Seiten ganz grob in zwei Kategorien teilen:

  1. Bücher, deren Autoren den Eindruck erwecken, sie seien im Besitz des „richtigen“ Wertesets und sie wüssten, was die Welt, Unternehmen, Familien oder der Mensch ans sich gerade bräuchten. Vielleicht liegt es an meinen Werten, aber vieles davon kommt mir – bei aller inhärenter Konsistenz – allzu dogmatisch, oft anmassend und meist recht viel zu pessimistisch („Werteverfall“) vor.
  2. Bücher, deren Autoren – oftmals sehr  faszinierende – neue Modelle geschaffen haben, wie man „Werte“ betrachten kann. Hier sei z.B. Das „Graves-Modell“ des amerikanischen Psychologen Claire Graves genannt, oder die Weiterentwicklung daraus, das „Spiral Synamics“ von Don Beck.

Was ich in beiden „Regalen“ bisher etwas vermisst habe, ist ein Werteansatz, der a) genügend Tiefgang bietet b) auf der Grundlage einer nachvollziehbaren Philosophie basiert, c) mir bitte nicht vorschreibt, welche Werte ich haben sollte und d) mir darüberhinaus ein praktisches Werkzeug liefert, das mich bei der persönlichen Entwicklung meiner Werte (… und der meiner Coachees) unterstützt.

Nun könnt Ihr mir gerne einen tendenziell perfektionistischen Ansatz unterstellen 😉 … aber ich momentan das Gefühl, dass ich sehr nahe daran bin, diesen Ansatz gefunden zu haben.

Erste Berührung – erste Irritationen

Als ich vor ca. einem Jahr über zwei gute Freunde von profilingvalues hörte, war ich zunächst einmal irritiert.

Vielleicht kennt Ihr das: Du glaubst über ein bestimmtes Thema recht gut Bescheid zu wissen und versuchst unbewusst, jede neue Information, die du zu diesem Thema erfährst nun irgendwie in deine bisherige Auffassung einzuordnen. Wenn dir das gelingt, dann hast du zwar nicht wirklich etwas gelernt, fühlst Dich aber ob der inneren Konsistenz weiterhin gut.
Meine beiden Freunde schafften es irgendwie (lieben Dank an Ulla und Martin), diese Psychodynamik („confirmation Pias“) bei mir auszuhebeln und  mich so in den Bann zu ziehen. Ja sie erreichten sogar, dass mich die Irritation über das, was die beiden über Werte und das profilingvalues erzählten, eher noch neugieriger machte.

Was mich zunächst so irritiert hat, war folgendes:

Wenn man mit Menschen über Werte spricht, denkt man meist automatisch an solche Begriff wie Freundschaft, Ehrlichkeit, Freiheit, Loyalität etc..

Relativ abstrakte Begriffe also, mit denen jeder Mensch zwar etwas anfangen kann, denen jeder Mensch aber auch höchst unterschiedliche Bedeutungen zuweist. Was für den einen schon „Freundschaft“ ist, muss dem anderen noch lange nicht genügen.

Werte im landläufigen Sinne sind also eine Art „sozialer Konstrukte“, die verschiedene Menschen mit unterschiedlichen Erfüllungskriterien (Wann genau ist dieser Wert für mich existent?) belegen. Und das machte die Arbeit mit Werten z.B. Im Coaching oder auch bei der Erarbeitung einer Unternehmenskultur nicht immer ganz einfach;-)

Der Werteansatz von Dr. Robert S. Hartmann

Und nun hörte ich, dass der geistige Urvater des profilingvalues, Dr. Robert S. Hartmann (1910-1973), einen völlig anderen Ansatz verfolgte: Er beschäftige sich nicht mit Werten im Sinne von Nominalisierungen und sozialen Konstrukten, sondern ging zurück zu dem Verb „werten“ im Sinne von „etwas Bedeutung geben„.

(Wir NLP´ler würden sagen: „Er entnominalisierte das Substantiv „Wert“ und führte es wieder zurück auf das ursprüngliche Verb „werten“. Damit löste er die eingefrorene Starrheit des „Wertes“ auf und gab ihm wieder seine ursprüngliche Dynamik zurück in Form der Tätigkeit „werten“)

Was dem  einen oder anderen Leser nun vielleicht wie eine sprachliche Spitzfindigkeit vorkommt, bekommt eine weitaus grössere Tragweite, wenn man sich den Ansatz von Robert S. Hartmann genauer anschaut:

Das persönliche Wertemodell eines Menschens entsteht durch den millionenfachen Vorgangs des Wertens.

Dies erläutert Dr. Ulrich Vogel, der das profilingvalues auf der Grundlage der Erkenntnisse von Hartmann entwickelt hat sinngemäss so:

Wenn wir uns das Talent-Portfolio eines Kleinkindes anschauen, das – so nehmen wir an – eine sehr hohe Begabung im zwischenmenschlichen Bereich aufweist und nehmen weiterhin an an, dass dieses Kind von Anfang an in einer Umgebung aufwächst, wo es dieses Talent auch anwenden kann. Dann beginnt dieses Kind bereits im frühkindlichen Stadium sehr genau zu werten, denn es gibt den Dingen und Menschen um sich herum unterschiedliche Bedeutung. Zum Beispiel dadurch, dass es in einem Raum, in dem es menschen und Dinge gibt, sich in aller Regel eher auf die Menschen zugeht und nicht zuerst zu den Bauklötzen. In der Tendenz erlangen Menschen für dieses Kind eine höhere Bedeutung als Gegenstände.  […] dieses letztendlich viele millionenfache Werten baut das einzigartige Wertesystem eines Menschen auf.
(Quelle: Dr. Ulrich Vogel, Anwenderhandbuch, S. 52ff)

Mein erstes Resümee (Stand: Juni 2012)

Langsam aber sicher wurde mir – nach anfänglichen Stadien der Verwirrung (… die bekanntermassen eine guet Vorstufe für wirkliches Verstehen sein soll;-) klar, was mich an dem Instrument und dem Denkansatz des profilingvalues so fasziniert:

  • Werte werden nicht als starre Eigenschaften verstanden, sondern der Prozess des Wertens im Sinne von „Bedeutung geben“ steht im Vordergrund.
  • Das Wertesystem eines Menschens wird nicht „Holzschnitt-artig“ auf einige – letzendlich doch nicht wirklich greifbare – soziale Konstrukte reduziert, sondern dem Umstand Rechnung getragen, dass jeder Mensch ein absolut einzigartiges Wertesystem besitzt
  • Dieses Wertesystem (=Vorgang des Wertens als Tätigkeit) kann trotz seiner Komplexität mit dem profilingvalues greifbar gemacht werden.

[… wird fortgesetzt] 

Autor: Hans-Jürgen Walter

Credits:
photo credit: otherthings via photopin cc

Führungskräfte als Coaches sind gefragt!

Gerade lese ich das Ergebnis einer empirischen Studie, die  Cornelia Tonhäuser (1) auf der Basis einer Umfrage bei 104 deutschen Großunternehmen erstellt hat.

Darin finden sich eine ganze Reihe recht interessanter Ergebnisse:

  • Auf die Frage, inwieweit Coaching eine Teilaufgabe von Führungskräften sei, antworteten immerhin
    • 20% der befragten Personalentwickler mit einem „Ich stimme voll zu.
    • und immerhin noch 29% mit einem „Ich stimme eher zu.
  • Das Coaching, das Fachkräfte in diesen Unternehmen bekommen, erhalten sie
    • zu 39% von ihren direkten Vorgesetzten und
    • nur zu 21% von externen Coaches.
  • Untere Führungskräfte werden hingegegen
    • zu 28% von ihren Vorgesetzten und
    • 45% von externen Coaches gecoacht.
  • Nach dieser Studie ist das vorrangigste Coaching-Thema bestehende Leistungsdefizite zu beheben.

Vorab würde ich denken: „Wunderbar!“ Aus diesen Zahlen könnte man ableiten, dass in naher Zukunft viele Führungskräfte entsprechend qualifiziert und als „interne Coaches“ ausgebildet werden „wollen“ – denn die Nachfrage nach einem qualifizierten „Vorgesetzten-Coaching“ seitens der Mitarbeiter ist da.

Andererseits glaube ich – vor allen Dingen in meiner Zielgruppe, dem klassischen Mittelstand – eher ein Aufstöhnen der Führungskräfte zu hören, wenn sie nun über all ihre vielfältigen Aufgaben hinaus auch noch das Coachen lernen sollen.

An dieser Stelle ist Aufklärung von nöten: „Vorgesetzten-Coaching“ ist etwas anderes als das Coaching durch einen „externen Coach“. Allein durch die Tatsache, dass hier interne Abhängigkeiten zwischen Vorgesetzten und Mitarbeiter bestehen – beide Teile des gleichen Systems sind – muss der Rahmen und auch „die Spielregeln2 bei einem „Vorgesetzten-Coaching“ anders gesetzt werden als bei einem Coaching durch einen externen Coach.

Darüberhinaus können wir von keiner Führungskraft erwarten, dass sie – wie wir externe Coaches – monatelange Coaching-Ausbildungen absolvieren. Der „Vorgesetzte als Coach“ braucht also auch andere Werkzeuge – eine andere Qualifizierung.

Was ist Ihre Erfahrung, Ihre Meinung dazu?

  • Prinzipiell: Sollen Führungskräfte auch Coaches Ihrer Mitarbeiter sein?
  • Ist gute Führung nicht automatisch Coaching?
  • Wo sind Ihrer Meinung Unterschiede und Gemeinsamkeiten bei a) Coaching durch den Vorgesetzten und b) Coaching durch einen „system-unabhängigen“ externen Coach?

Ich freue mich auf Ihr Feedback.

Quelle: Cornelia Tonhäuser: „Implementation von Coaching als Instrument der Personalentwicklung in deutschen Grossunternehmen.“, Verlag Peter Lang