Jogis blauer Pullover oder wie Glaube unsere Leistungen beeinflusst.
Wissenschaftler haben festgestellt: Unter bestimmten Bedingungen können irrationale Überzeugungen (beliefs) unsere Leistungen tatsächlich beeinflussen.
Nicht erst seit der letzten Fussball-Weltmeisterschaft wissen wir: Wo Sport ist, ist (Aber-) Glaube nicht weit. Wenn bei uns 1899 Hoffenheim spielt ist „Hoffi“ der Elch nicht weit – na und wer weiss, wie weit uns der blaue Pullover von Jogi Löw wirklich gebracht hat? Mal ganz abgesehen von den Tausenden Fussballfans, die Paul, der orakelnde Tintenfisch ob seiner Weissagungen in Angst und Schrecken versetzt hat.
Und all das ist nicht unbedingt Bödsinn, wenn man der aktuellen Studie von Lysann Damisch, einer Kölner Sozialpsychologin, Glauben schenken darf.
Unter bestimmten Bedingungen haben irrationale Überzeugungen tatsächlich Einfluss auf unsere Leistungsfähigkeit. Dies hat jedoch nichts mit Magie zu tun. Damisch und ihre Kollegen gehen vielmehr davon aus, dass Menschen, die fest an ihren Erfolg glauben, weil sie ihren Glücksbringer dabei haben, weitaus zuversichtlicher sind, die ihnen gestellte Aufgabe auch tatsächlich zu bewältigen. Diese Zuversicht hat ihrerseits nun wieder einen positiven Einfluss auf das Maß der Anstrengung und das Durchhaltevermögen. Na und der Rest liegt ja fast auf der Hand: Menschen, die sich mehr anstrengen und länger am Ball bleiben, erhöhen damit ihre Chance auf ein besseres Ergebnis. Und wenn man dann mit einem Top-Ergebnis auf dem Treppchen steht, hat an sich damit bewiesen, was man vorher schon wusste: Der Glücksbringer hat das Glück gebracht. Eine wunderbare sich-selbst-verstärkende Feedback-Schleife – in dem Fall „positiv„.
Bevor Sie sich nun aber gleich Ihre Lieblingskrawatte als Glücks- bzw. Auftragbringer auserküren, sollten Sie auch die Schattenseiten dieses Phänomens kennen:
Die sich-selbst-verstärkende negative Feedbackschleife:
Hamsich und Kollegen weisen darauf hin, dass irrationale Überzeugungen (Glücksbringer etc.) auch ein Schuss sein kann, der nach hinten los geht. Nämlich dann, wenn bestimmte „Zeichen“ als
Unglückssymbole gedeutet werden (blauer Pulli ist in der Wäsche, der rheinländische Oktopus klettert ins falsche Kästchen etc.) . Dann kann schnell die „Weissagung“ eines Mißerfolges zu weniger Zuversicht, diese zu weniger Anstrengung und diese wiederum zu der vorhergesagten Niederlage führen. (Das Nette daran: Auch in diesem Fall hatte man Recht!“;-)
Ob Sie glauben, dass Sie Erfolg haben oder nicht – Sie haben immer recht!
Mein Fazit: Auch wenn ich bestimmte Rituale z.B. den Haka-Tanz der neuseeländischen Rugby-Mannschaft „Allblacks“ mag und gerne zugebe, dass der blaue Pulli Herrn Löw wirklich gut steht, mache ich mich nur ungern abhängig von „Äusserlichkeiten“ und vertraue lieber auf meine „inneren“ NLP-Anker. Die habe ich immer „am Mann“, brauche sie nicht zu waschen, und sind dazu noch äusserst diskret;-)
Und was meinen Sie dazu? Was halten Sie denn von Glückbringern, Maskottchen oder „erfolgs-bringenden“ Ritualen?
Quellen:
- Damisch, L., Stoberock, B. & Mussweiler, T. (2010). Keep your fingers crossed! How superstition improves performance. Psychological Science, 21, 1014-1020.
- Bildnachweis für das Oktopus-Foto: Beckmannjan at the German language Wikipedia [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) or CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)], via Wikimedia Commons